Gedanken zur Bibellesung am Do. 28. August 2025
In den drei synoptischen Evangelien befinden sich mindestens drei Gleichnisse, die einer Kategorie lehrmäßiger Themen zugeordnet werden können. Eines dieser Gleichnisse soll in der Bibellesung betrachtet werden. Wohlwissend, dass dieses Gleichnis unter gläubigen Christen bekannt ist, soll dieser Text noch einmal deutlich machen, wie wichtig Wachsamkeit im treuen Glauben ist. Es geht um die anvertrauten Talente, die drei Knechte eines Herren nach ihrer verfügbaren Kraft erhalten. Sicher hast du dieses Gleichnis schon einmal gehört oder gelesen, Auslegungen dazu gehört oder Predigten dazu verfolgt. Wenn dieser Text genauer analysiert wird, kommen Erkenntnisse zutage, die vorher vielleicht noch nicht erkennbar waren. Und das ist der Grund, warum dieser Blog entstanden ist. Der Bibeltext befindet sich in Matthäus, geschichtlich gesehen, vor dem Leiden und Sterben Jesu Christi in Jerusalem. Somit sind es die letzten Lehren Jesu für seine Jünger, bevor er seinen Lebensabschluss als „Lamm Gottes” angeht.
Matthäus 25. 14 – 30
Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten – Schlachter 2000 Übersetzung
- 14 Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab.
- 15 Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Kraft, und er reiste sogleich ab.
- 16 Da ging der hin, welcher die fünf Talente empfangen hatte, handelte mit ihnen und gewann fünf weitere Talente.
- 17 Und ebenso der, welcher die zwei Talente [empfangen hatte], auch er gewann zwei weitere.
- 18 Aber der, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.
- 19 Nach langer Zeit aber kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen.
- 20 Und es trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf weitere Talente herzu und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen fünf weitere Talente gewonnen.
- 21 Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn!
- 22 Und es trat auch der hinzu, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen zwei andere Talente gewonnen.
- 23 Sein Herr sagte zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn!
- 24 Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
- 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine!
- 26 Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
- 27 Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten.
- 28 Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
- 29 Denn wer hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.
- 30 Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein.
Einleitung
Zunächst ist die Frage zu klären, warum Jesus in Gleichnissen geredet hat. Was ist ihr Hintergrund und was ist ihre Bedeutung? Welchen Zweck haben die Gleichnisse und was sollen sie nicht bezwecken? Was unterscheidet diese Gleichnisse von anderen, die Jesus erzählt hat? Was ist der Kerninhalt dieses Gleichnisses? Um diese Fragen zu beantworten, ist eine genauere Betrachtung erforderlich. Wenn man so will, ist hier eine Textanalyse erforderlich. Diese möchte ich hiermit beginnen. Jesus erklärt nicht alle seine Gleichnisse. Zumindest ist dies hier nicht der Fall. Warum, können wir dem Text nicht entnehmen. Uns ist jedoch bewusst, dass der Zweck eines Gleichnisses darin besteht, die Zuhörer dazu anzuregen, die bildliche Sprache selbst auszulegen und zu interpretieren. Dabei muss es bei einem Gleichnis um einen Kernlehrsatz gehen. Gleichnisse bergen auch Risiken. Nämlich, dass bei der Auslegung Nebensächliches fehlinterpretiert wird. Somit stellt sich die konkrete Frage: Was genau soll uns dieses Gleichnis sagen?
Analyse
Derr Hausherr hat drei gleichgestellte Knechte unter seiner Obhut. Sie unterscheiden sich lediglich im Umfang der Talente. Der Vertrauensvorsprung des Hausherrn ist derselbe. Der Unterschied der Talente liegt in der „Kraft jedes einzelnen” (V15). Zu bemerken ist, dass keiner der Knechte einen Eigenanteil mitbringt und somit auch kein Mitspracherecht hat. Das Risiko liegt in allen drei Fällen voll beim Hausherrn. Er trägt das Risiko für die drei Knechte. Im nächsten Schritt erkennen wir Unterschiede in der Handlung der Knechte. Die ersten beiden handeln gleich und vermehren den Gewinn um 100 %. Welche Eigenschaften haben sie gemeinsam? Sie gehen hin, bringen sich ein, handeln, sind kreativ, arbeiten, investieren ihre Zeit, gehen Risiken ein und sehen die Chancen. Die Folge und das Ergebnis sind hier ideal. 100 % Gewinn. Was für ein tolles Ergebnis!
Am Tag der Abrechnung stellt der Hausherr genau diese Bewertung fest. (V21 + V23): „Recht so, du guter und treuer Knecht … gehe ein zur Freude deines Herrn.“ Ist dieses Ideal nicht auch unser Maßstab? Wer möchte nicht auch so eine Bewertung bekommen? Ich möchte es und wünschenswert für meiner Familie. Ich wünsche es den Menschen in Lippstadt und den Einwohnern Deutschlands. Das Prädikat vom Höchsten: „… du guter und treuer Knecht …”. Doch wenn ich ehrlich bin, kann ich dieses Prädikat nicht erhalten. Es geht nicht. Wer schafft es schon, 100 % Gewinn aus seinen Fähigkeiten (Talenten) zu erwirtschaften? Ich nicht, das ist sicher. Nehmen wir hypothetisch an, wir können 50 % Gewinn erwirtschaften. Oder was ist mit einem Prozent? Ist das gut genug? Können wir dann auch eine Bewertung „… du guter und treuer Knecht …” erwarten? Ich weiß es nicht. Denn die Bewertung liegt nicht bei mir. Geht es dem Hausherrn wirklich nur um den Gewinn oder erwartet er mehr? Wenn es nur um den Gewinn ginge, wären 99 % nicht genug. Denn damit kann er nicht zufrieden sein.
Der nachfolgende Text (V19) verdeutlicht noch einmal, dass die Abrechnung zu einem unbestimmten Zeitpunkt stattfindet. Eine Vorbereitung der Abrechnung war nicht möglich. Die Bilanz muss gezogen werden, wenn der Hausherr eintrifft. Außerdem wird deutlich, dass der materielle Gewinn wichtig ist, da er erwähnt wird. Vielleicht ist er aber nicht ausschlaggebend? Denn die Unterschiede zum dritten Knecht sind verheerend. (V20 + V23) zeigen eindeutig, dass die Menge der Talente keinen Einfluss auf die Bewertung und Belohnung hat. Der Hausherr behandelt beide Knechte gleich. Fraglich ist, ob die Bewertung und Belohnung auch bei einem kleineren Gewinn als 100 % gleich ausfallen würden. Das geht aus dem Text nicht hervor.
Oder wurde der Gewinn von 100 Prozent bei beiden treuen Knechten dadurch erzielt, dass sie aktiv und hoffnungsvoll gehandelt haben? Durch ihren Glauben haben sie das Ideal erreicht. Dieses Ideal könnte ein Hinweis auf Jesus Christus sein. Sie glaubten und erreichten durch Jesus als Ideal den 100-prozentigen Gewinn. Denn wenn sie selbst agiert hätten, hätten sie dieses Ideal nicht erreichen können. Jesus ist das Ideal seiner Nachfolger, der ein 100-prozentiger Gewinn ist. Zurück zur hypothetischen Frage: „Was ist, wenn ich nur 50 % oder nur 1 % Gewinn erziele?” Aussage: Selbst 99 % sind aus sich selbst nicht gut genug. Erst wenn wir Jesus aufnehmen, schafft er die 100 % für uns. Nicht aus uns selbst.
Kommen wir zum dritten Knecht. Welche Eigenschaften hat er und wie handelt er? Wir haben festgestellt, dass die Menge der Talente für die positive Bewertung keinen Einfluss hat. Somit kann dies keine Erklärung dafür sein, warum der Hausherr den dritten Knecht so schlecht abstraft. Im Text (V26) werden die gegensätzlichen Eigenschaften des Knechtes offengelegt. Er verbirgt die Talente, ist risikoarm, sieht keine Chancen, ist ängstlich, arbeitslos, kennt seinen Herrn, handelt aber nicht danach, ist vertrauenslos, unklug, unkreativ und faul. Dies sind sämtliche Eigenschaften, die ihm das Prädikat „… du böser und fauler Knecht …” geben. Er erzielt einen Gewinn von 0 % und widersetzt sich seinem Wissen, wie er eigentlich zu handeln hat. Das ist fahrlässig, weshalb er die gerechte Beurteilung und somit auch die gerechte Strafe erhält. „… werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis …“ ist das Ergebnis, wenn man nicht handelt und nicht auf Jesus baut.
Eine heftige und bittere Konsequenz, wenn man weiß, was man tun muss, es aber nicht tut. Dabei hätte der Knecht den Hausherrn besänftigen können, indem er das Talent bei Geldwechslern eingelöst hätte. Vielleicht hätte er 1 bis 5 % Zinsen erzielen können. Das hätte bei einer langen Laufzeit einen beträchtlichen Gewinn erwirtschaften können. Doch seine Verbohrtheit haben ihn davon abgehalten, dies zu tun. Somit hat er „sein eigenes Grab gegraben”.
Fazit und Kerngedanke
Jesus möchte mit diesem Gleichnis erreichen, dass wir unsere Fähigkeiten aktiv und intensiv einsetzen. Sei es im Aufbau des Reiches Gottes oder in unserer Umgebung.
Er hat uns damit ausgestattet und erzielt die 100-prozentige Rendite, nicht wir. Doch unsere Aufgabe ist es, unsere Fähigkeiten kreativ auszuleben. Wir sollten die Eigenschaften der ersten beiden Knechte annehmen.
Wenn wir so leben, werden wir mit den Worten „Recht so, du guter und treuer Knecht, gehe ein in die Freuden deines Herrn” belohnt.
